Wangerooger Inselbahnlok in 0m

Schon vor fünf Jahren postete „Rollo“ im Spur 0-Forum einen mehrteiligen Bericht darüber, wie er aus Krimskrams aus der Bastelkiste eine richtig schöne B-Tenderlok nach dem Vorbild der 99 023 der Wangerooger Inselbahn in Baugröße 0m baute.

Der Thread ist natürlich längst in der Versenkung verschwunden und man findet ihn eher zufällig, wenn überhaupt. Ich bat Rollo daher um die Genehmigung, den wesentlichen Inhalt dieses Berichts hier im 0m-Blog zusammenzuraffen, damit er 0m Neueinsteigern Mut machen kann, selber etwas zu frokeln. Aber zunächst ein paar Informationen über das Vorbild:

Der hübsche Winzling, den Rollo sich als Vorbild gewählt hat. Foto: Archiv Loeffler, Slg. OOK
Grafik: OOK nach Originalunterlagen
Hier sieht man alle Details prächtig. Foto: Archiv Loeffler, Slg. OOK

So, jetzt schauen wir mal, was Rollo so auf die Räder gebracht hat. A propos Räder, die waren der Ausgangspunkt. Beim Aufräumen seiner Bastelkisten fand er u.a. einige Märklin Räder mit 16mm Ø. Woher die stammten, wusste er nicht mehr, aber sie inspirierten ihm. Rollo schreibt:

Vor einiger Zeit war nun ein Beitrag im Spur 0 Forum, dass es kaum Triebfahrzeuge in 0m gibt. Das reizte mich. Also habe ich mal meine Literatur durchforstet um zu prüfen, welche Lok in 0m mit den Märklinrädern gebaut werden könnte. Sie sollte relativ einfach sein und ich wollte viele der nicht mehr benötigten Teile aus der Restekiste verbauen. In dem Buch „Deutsches Lok-Archiv – Dampflokomtiven 4“ (Transpress) fiel mir die kleine 99 023 (ex. old. B) besonders ins Auge. Diese Lok hat kleine Räder mit relativ vielen Speichen, eine Heusingersteuerung und ansonsten nicht viel Anbauteile, also das geniale Vorbild für eine Bastelei so nebenbei.

Also erst einmal jede zweite Speiche aus den Rädern herausgesägt. Dann die Räder aufgeachst und die Achsen mittig durchgeschnitten. Als neue durchgehende Achse wurde Plastrohr von evergreen verwendet, welches auf der Drehbank mit niedriger Drehzahl passend für die 2mm-Achsen aufgebohrt wurde. Auf diese Plastachsenhülsen wurden Zahräder Modul 0,4 aufgeklebt, welche zuvor ebenfalls auf der Drehbank aufgebohrt wurden.

Radsätze sind gelungen, also leitende Rahmenwangen herstellen. Diese entstanden aus 0,5mm dickem Bronzeblech, welches sich gut mit der Laubsäge aussägen lässt.
Zwischen diesen Rahmenwangen wurden Distanzklötzchen aus Polystyrol eingepasst und verschraubt.

Jetzt musste das Getriebe eingebaut werden, ohne dass die Wellen der Zahräder beide Rahmenwangen verbindet. Aus Polystyrolplatten wurde ein Getriebekasten gebaut, welcher zwischen den Rahmenwangen eingeklebt wurde. Das Schneckenrad stammt von den Minitrix-Triebtendern, es hat zwei Module. Für das Getriebe Modul 0,4, für die Schnecke Modul 0,3. Damit bekomme ich eine gut Herabsetzung der Motordrehzahl, so dass der eingangs beschriebene Motor nun endlich einer dauerhaften Bestimmung übergeben werden kann.

Nachdem die ersten Probefahrten gut liefen, kam der Bau der Steuerung. In den Rädern sind 1,6er Gewinde, also wurden dafür Bundschrauben benötigt, welche sich auch im Bestand befanden. Diese sind von Trix, davon habe ich auch irgendwann mal einen „Sack“ voll bekommen. An der Hinterachse befindet sich die Kurbel für die Steuerung, hier musste also aus der Schraube ein Kurbelbolzen werden. Dazu wurde die Schraube ins Rad bis Anschlag gedreht,
dann das aufzulötende Teil aus einem N-Steuerungsteil angefertigt und aufgelötet. Die Kuppelstangen entstanden aus denen der H0-BR 41 von Piko, durch zersägen und in richtigen Länge wieder zusammen kleben. Da beide Achsen mittels Getriebe angetrieben sind, brauchen die Stangen keine Kräfte übertragen und dürften halten. Auch die restlichen Steuerungsteile stammen von der Piko-BR 41, der Steuerungsträger mit der Gleitbahn und dem Voreilhebel sind von der BR 52.
Nachdem die Steuerung angebaut war, wurden die Zylinder aus Polystyrol angefertigt und so angebracht, dass es keine Kollision zwischen Kreuzkopf und Schraube in den vorderen Rädern gibt.

Das Führerhaus entstand aus Polystyrolplatten verschiedener Stärken. Ich hatte nurt Seitenrisse der Lok, aber ein Bekannter hatte mir die Breite von 2,10m genannt, das entspricht 47mm.

Der Kessel müsste eigentlich einen Ø von 19mm haben, ich nahm ein Stück Rohr von 20mm Ø. Im Bereich des Stehkessels wurde das Rohr unten aufgesägt und dann aufgebogen.

Eine Inneneinrichtung ist wegen der tiefen Lage des Motors im Stehkessel, auch noch möglich. Und das werde ich wohl auch machen, denn durch die großen Seitenfenster kann man gut in die Lok hinein sehen.

Die Kesselstütze mit der Verkleidung der Dampfrohre entstand aus Polystyrol, ebenso die Federn der Vorderachse. Aus Riffelblech und Draht wurden die Führerstandstritte angefertigt. Und das große Seitenfenster hat seine Einfassung aus einem Streifen 0,25er Polystyrol erhalten. Der Kessel wurde mit dem Führerhaus verklebt (Sekundenkleber-Gel) und er erhielt die ersten Anbauteile.

Sie hat ihre Bremsanlage erhalten (Bild unten), welche bei dieser Lok nicht allzu umfangreich ist. Gebremst wird nur der Treibradsatz von vorn, es sind also nur zwei Bremsklötzer erforderlich. Diese hatte ich mal bei ebay geschossen, waren vermutlich für Laufräder einer Regelspurlok gedacht. Da die Räder meiner Lok etwas schmaler als 0-Räder sind, mussten die Bremsklötzer schmaler geschliffen werden. Das ging nur mit der Trennscheibe und feiner Nacharbeit mit Sandpapier, da der Kunststoff allen normalen Feilen erfolgreich wiederstehen konnte. Die restlichen Teile der Bremsanlage bestehen aus Draht und Steuerungsteilen von N-Lokomotiven. Der Bremszylinder entstand auf der Drehbank. Noch ergänzt werden muss die Handbremse.
Weiterhin entstanden die Kesselaufbauten. Das Sicherheitsventil ist von der Pola-T3 (habe auch ein schöneres aus Messing, welches aber für diese Lok zu groß ist), der Sandkasten aus Polystyrol und Dampfdom sowie Schornstein entstanden wieder auf der Drehbank.
Griffstangen zum Erklimmen des Führerstandes hat die Lok ebenfalls erhalten.

Heute erfolgte der äußere Schlußspurt. Als erstes wurde ein Gewicht aus 1mm Walzblei angefertigt, welches in den Kessel kommt. Da durch den Kessel noch die Kabel der vorderen Lampen hindurch geführt werden müssen, wurde das Walzblei um ein Plastrohr gewickelt.


Danach erfolgten die Verlegung diverser Leitungen, der Anbau der Rauchkammertür und der Laternen sowie einiger Stangen, deren Aufgabe mir zum Teil nicht ganz geläufig ist.
Teile an der Rauchkammertür wurden aus einer Rauchkammertür der Pola T3 heraus gearbeitet.
Der Kasten an der Rückwand und die daraus führende Stange gehören zur Handbremse.

Bevor die Lok nun in die Lackierei ging, wurde erst noch einmal geprüft, ob nicht was vergessen wurde. Und natürlich fehlten ein Ventil auf dem Dampfdom und die beiden Wassereinlässe des im Fahrgestell befindlichen Wasserkastens. Also, diese Teile noch nachgerüstet. Und da diese Lokomotive beim Vorbild genietet war, erhielt meine Lok natürlich auch noch Nieten, heutzutage ganz einfach, mit 3D-Decals.

Danach Demontage und den Luftpinsel in Gang gesetzt. Nach dem erfolgten Zusammenbau präsentiert sie sich nun so:


Die ovalen Fenster wurden wieder mit Flüssigglas verglast, welches bei der Größe dieser Fenster etwas länger trocknet (der weiße Schleier verschwindet noch).

So, das wars, demnächst berichte ich über ein paar 0m-Wagen, die ich gebaut habe.