In Journal-Einträgen vom 12. und 14. August berichtete ich über die Nachstellung der Flügelung von Triebwagenzügen bei der Südharzbahn vor dem Kriege auf meiner BAE-Anlage. Da ist jetzt noch ein wichtiges Bild hinzu gekommen und ich möchte die ganze Geschichte in einem Stück zugänglich machen.
Zunächst der historische Hintergrund. Im Harz- und Harzbahnforum läuft seit einiger Zeit ein Strang über ‚“Doppelzüge’“ der Südharzbahn vor dem Kriege. Wobei der Ausdruck Doppelzüge kein offizieller ist.
Der niederländische SHE-Kenner Marco Staartjes entdeckte im Sommerfahrplan 1939 der Südharzbahn etwas Bemerkenswertes (deswegen hat er es ja auch bemerkt) und kringelte es gleich mal gelb ein:
Und was will uns das sagen?
Das will uns sagen, dass die SHE schon so früh das Flügeln von Zügen ausprobiert hat und damit ein Vorbild bei der Entwicklung des ICE 2 war. *Ironiemodus aus *
Die SHE hatte es gerade zu zwei Triebwagen gebracht, die waren aber nicht vielfachsteuerfähig, wie man das heute nennt. Und, wie händelten die das? Ganz einfach, sie kuppelten die beiden Triebwagen zusammen und ließen den hinteren im Leerlauf, so dass er vom vorderen geschleppt werden konnte. Und im Trennungsbahnhof Brunnenbachsmühle wurden sie auseinandergekuppelt und schon drei Minuten nach der planmäßig Ankunft brummte der Triebwagen nach Sorge davon. Und eine weitere Minute später der nach Walkenried. (In Hamm dauert es heute mit den von Berlin kommenden ICE etwas länger.)
Hat das auch was mit 0m zu tun?
Na, im Prinzip hat alles Meterspurige das Potential, etwas mit 0m zu tun zu haben, auch wenn es nicht immer realisiert wird. In diesem Fall lockte es mich jedoch, mal auszuprobieren, ob sowas auch bei meiner BAE-Anlage denkbar wäre. Ich stiefelte also mal runter in den küüüüühlen Keller und inszenierte eine entsprechende Szene:
Ginge also. Aber anders als bei der SHE: Modell-Tfz haben keinen Freilauf, also müssen beide Fahrzeuge am Regler hängen. Wir werden mal diskutieren ob wir das wollen und ob das Sinn macht. Ein gutes Vorbild gibt es ja.
***
Am nächsten Tag bin ich extra früh aus den Federn, um rechtzeitig vor Ort zu sein, also an der Eselsschlucht, und dem Doppelzug dort aufzulauern. Als ich mich aber meinem Lieblings-Fotostandpunkt näherte, musste ich leider feststellen, dass ein paar andere Fuzzies noch früher aufgestanden waren. Shit happens.
Da die ganzen Typen da schon meinen Lieblingsplatz eingenommen hatten, habe ich mir das Erklettern des Felsens erspart, warf mich auf mein Kettenfahrzeug und radelde wie ein geölter Blitz zum Bahnhof Sonnenberg, um die Flügelung des Doppelzuges abzulichten. Den spannenden Vorgang würden die vier da oben nicht auf den Film kriegen. Ätsch man!
Aber der Zug war doch schneller als ich gedacht hatte. Als ich den vorderen Triebwagen schon Richtung St. Andreasberg losfahren sah, schmiss ich meinen Drahtesel hin und drückte auf den Auslöser. Na ja, so halbwegs habe ich das noch drauf gekriegt. Seht selbst:
Ich habe Rudi angemailt, ob er mir sein Foto schicken kann, er sagte zwar sofort ja, aber es hat ne Weile gedauert. Gestern kam das Bild, das ich eigentlich hätte selber machen wollen:
So, damit ist die kleine Geschichte von der Sommerlochfüllung zuende. Aber war nicht nur Spaß, so war es halt bei der Südharzbahn, echt.
Wieder sehr spannend geschrieben, direkt zum nachmachen wie im Vorbild eben